Ein besonderer Geburtstag….

Heute ist der 31.8.2010 und ich möchten meinen Blogpost heute einem ganz besonderen Menschen widmen zusammen mit einem Foto, das mir selbst sehr viel bedeutet. Der 31.August ist der Geburtstag meines Opas und für uns immer ein Anlass mit der ganzen Familie zu grillen und das Familienbewusstsein einmal mehr zu stärken. Seit seinem 80sten Geburtstag macht mein Opa sein jährliches Grillen und sagt immer dazu „Dieses Jahr grillen wir wieder – vielleicht ist es das letzte Mal für mich“. Am 31.8.2009 haben wir zum letzten Mal mit meinem Opa grillen können, denn er ist in diesem Jahr kurz nach Ostern gestorben. Ostermontag war ich zum letzten Mal bei ihm und wir haben uns ganz bewusst voneinander verabschiedet. Dies ist wohl eine der intensivsten Erfahrungen, die ich machen durfte. Sich von einem Menschen zu verabschieden in klarem Bewusstsein sich niemals wieder zu sehen ist schwer, denn man weiß nie wann der richtige Moment ist um zu gehen und ob man auch wirklich alles gesagt hat, auf der anderen Seite bin ich so dankbar dass ich mich verabschieden durfte – denn sonst wäre etwas offen geblieben. Ich möchte aber diesen Blogpost nicht meinem Opa widmen, weil er gestorben ist sondern vor allem weil er gelebt hat. Großeltern sind so wertvoll und so wundervoll und das gilt natürlich nicht nur für meinen Opa sondern auch für meine Oma. Oma hat mich früher mit einem Kissen auf dem Gepäckträger vom Kindergarten abgeholt und ist mit mir zum Mittagessen zu ihnen nach hause gefahren. Opa hatte in der Zwischenzeit schon mein Fahrrad repariert und es meistens noch viel besser gemacht als es vorher war (denn wenn ich ihn gefragt habe ob er meinen Platten flicken kann hatte er meistens auch mein Licht mit repariert und ein paar neue Katzenaugen eingesetzt). Ganze Nachmittage haben wir mit meinen Matheaufgaben, Magnum-Eis und einem Spaziergang zum Ententeich verbracht. Als ich zur weiterführenden Schule ging warteten die beiden am Wohnzimmerfenster bis mein Bus an der Haltestelle vor ihrer Tür ankam und ich nach hause kam. Nachdem mich der Busfahrer einmal an der vorletzten Bushaltestelle rausgeworfen hatte, da es ihm zu lästig war die letzte Bushaltestelle noch anzufahren, rief mein Opa als pensionierter Busfahrer bei den Stadtwerken an um sich zu beschweren. Ich wurde niemals wieder aus dem Bus geworfen.  Nach einer Weile wollte ich selbstständig werden und nicht mehr Mittags zu meinen Großeltern. Einmal die Woche musste ich ihnen versprechen noch vorbei zu kommen – dafür gab es auch jedes Mal Fischstäbchen mit Spinat. Noch ein paar Jahre später fing ich mein Studium in den Niederlanden an und meine Zeit bei meinen Großeltern wurde immer weniger. Schnell hatte sich jedoch ein neues Ritual gefunden: Opa brachte mich jeden Montag morgen um Acht Uhr zum Zug im Nachbarort. Selbst als meine Oma schon schwer an Alzheimer erkrankt war ließ es sich mein Opa nicht nehmen mich jeden Montag wieder nach Altenberge zu bringen damit ich meinen Zug bekomme.  Unterwegs habe ich ihm erklärt wie eine Email funktioniert und er mir im Gegenzug wem die ganzen Bauernhöfe auf dem Weg zum Bahnhof gehören.  Nachdem ich mein Studium beendet hatte wurden die Besuche immer weniger und Opa malte sich große Kreuze in seine Hollandkarte um sehen zu können wo ich wohne, wo ich arbeite und konnte mir als ehemaliger Busfahrer die exakte Kilometerzahl nennen, die uns trennt (die alte Strecke, als es die Autobahn auf der Strecke noch nicht gab). Die jahrelange Pflege meiner Oma hat ihn all seine Kraft gekostet und mit ihrem Tod auch seinen Lebensinhalt. Die Diagnose Krebs nahm ihm dann das letzte bisschen Lebensfreude und Ostern 2010 mussten wir uns von ihm verabschieden.

Die beiden Bilder habe ich mit meiner ersten Festbrennweite (50mm/ 1.8) 2008 gemacht um das Objektiv damals auszuprobieren. Heute sind es die wertvollsten Bilder in meinem Portfolio. Meine Oma hat hier schon fortgeschrittene Alzheimer.

Liebe Grüße,

Jenny